Während der Weltwirtschaftskrise geriet auch ihr Geschäft in eine finanzielle Schieflage, 1928 musste Sally schließlich Konkurs anmelden. Manfred eröffnete nach dem Konkurs der Eltern ebenfalls am Unteren Markt 2 ein Kaufhaus.
1935 organisierte die NSDAP-Ortsgruppe einen lokalen Boykott gegen alle Geschäfte, die von Juden geführt wurden. In der Folge des Boykotts musste auch Manfred sein Geschäft aufgeben. Er verpachtete die Geschäftsräume schließlich an einen SA-Mann, der ihm jedoch offenbar die Pacht nicht zahlte und das Geschäft bereits ein Jahr später wieder aufgeben musste. Manfred Löwenstein ließ bei seinem Schuldner Teile des Hausrats pfänden und beschimpfte den SA-Mann als Lump und Betrüger, was in der Öffentlichkeit für viel Aufmerksamkeit sorgte. Manfred und seine Frau Emma Löwenstein flohen kurze Zeit später in das nahegelegene Enschede. Manfreds weiteres Schicksal ist ungeklärt, nur von Emma ist bekannt, dass sie in Westerbork interniert und später in ein Vernichtungslager gebracht wurde. Seinen Eltern Sally und Bertha Löwenstein gelang es 1938, zur Tochter Lilly und deren Mann Walter Poppert nach Worcester in Südafrika zu fliehen, die bereits 1936 dort Zuflucht gefunden hatten. 1939 gelang schließlich auch Julius und Eleonore Löwenstein die Flucht nach Südafrika.
Am 6. Oktober 2016 wurden an der Adresse Unterer Markt 2 in Ibbenbüren Stolpersteine für Sally, Bertha, Manfred, Emma, Eleonore und Julius Löwenstein, sowie Walter und Lilly Poppert verlegt.
Johannette Rosenthal war die Witwe von Calman Rosenthal, der 1926 in Ibbenbüren starb und auf dem jüdischen Friedhof beigesetzt wurde. Wie viele andere Verfolgte jüdischen Glaubens zog Johannette Rosenthal am 2.12.1938 nach Köln, und zwar in die Spichernstraße 48. Sie starb in Köln am 11. Juni 1939.
Der Kaufmann und Viehhändler Julius Ackermann wurde am 13.9.1901 in Weyer / St. Goarshausen (Rheinland-Pfalz) geboren. Julius Ackermann war mit Helene Ackermann, geborene Rosenthal, verheiratet. Helene Ackermann kam am 4.4.1903 in Ibbenbüren zur Welt. Ebenfalls zur Familie gehörte Erwin Ackermann, geboren am 15.1.1938 in Ibbenbüren, der Sohn von Helene und Julius.
Nach der Reichspogromnacht und der Verwüstung der jüdischen Gotteshäuser (9. / 10. November 1938) wurde Julius Ackermann am 12.11.1938 in sogenannte “Schutzhaft” genommen, nach kurzer Zeit aber wieder entlassen. Am 5.4.1939 konnte die Familie Ackermann, Julius und Helene mit ihrem Sohn Erwin, auf die Philippinen emigrieren. Dadurch haben sie, noch vor Beginn des 2. Weltkrieges, ihr Leben retten können. In Manila führte Erwin später als Erwachsener ein Restaurant. 1981 ist er nach Spokane / USA ausgewandert. Seine Eltern folgten ihm später in die USA, und zwar nach New York.
Elise Ackermann, die Mutter von Martha und Julius, die am 7.7.1867 in Blessenbach / Oberlahnkreis geboren wurde, wohnte offiziell in Weyer-St. Goarshausen, hielt sich aber zum Zeitpunkt ihres Todes bei ihrer Familie in Ibbenbüren auf. Elise Ackermann starb am 8.5.1938 in Ibbenbüren. Die Todesanzeige wurde vom St.-Elisabeth-Hospital aufgegeben. Auch ihr Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof in Ibbenbüren.
Martha Rosenthal, geborene Ackermann, die Schwester von Julius, wurde am 5.3.1911 ebenfalls in Weyer geboren. Sie hat den Holocaust nicht überlebt. Sie zog am 8.12.1938 von Ibbenbüren zunächst nach Köln. Später flüchtete sie in die Niederlande. Am 6.3.1940 wurde sie dort inhaftiert und in das Sammellager Westerbork verbracht. Dort war sie bis zum 4.9.1944, danach im Ghetto Theresienstadt, ab 23.10.1944 im Vernichtungslager Auschwitz, wo sie ermordet worden ist.
Erich und Martha Rosenthal
Der Viehhändler Erich Rosenthal, am 23.7.1904 in Ibbenbüren geboren, wohnte ebenfalls in der Großen Straße 69. Er war mit Martha Rosenthal, geb. Ackermann verheiratet. Ihr Sohn Karl Calman wurde am 8.4.1938 geboren. Da die Situation der jüdischen Bevölkerung durch die brutalen Übergriffe der Nazis immer bedrohlicher wurde (wie Julius Ackermann wurde auch Erich Rosenthal für etwa zwei Wochen in “Schutzhaft” genommen), suchte die Familie durch einen Umzug nach Köln, in die relative Anonymität der Großstadt, eine Lösung. Im November / Dezember 1938 war eine Bleibe in der Lützowstraße in Köln gefunden. Von dort führte der Fluchtweg weiter nach Holland.
Am 6. März 1940 erfolgte die Inhaftierung und der Transport der Familie in das Durchgangslager Westerbork, wo ihre Tochter Liesel geboren wurde. Der Aufenthalt dauerte bis zum September 1944.
Am 4. September 1944 wurden Erich, Martha, Karl und Liesel mit dem Sammel-Transport Transport XXIV/7, Nr. 589, zunächst nach Theresienstadt deportiert. Am 23. Oktober 1944 wurden die Rosenthals mit dem Transport Et, nr. 511, nach Auschwitz verbracht,[2] wo Martha, Karl und Liesel umgehend in einer der letzten Vergasungen am 25. Oktober 1944 ermordet wurden. Erich Rosenthal wurde am 13. Januar 1945 im KZ-Außenlager Golleschau ermordet.
Walter, Werner und Irma Rosenthal konnten sich dem Zugriff der Nazis durch die Emigration in die USA entziehen. Walter floh am 8.8.1934 zunächst nach Wesseling bei Köln. Von dort ist ihm dann die Einreise in die USA gelungen. 1949 war er in Flora, Kansas gemeldet. Walter starb am 21.01.1965. Werner Rosenthal emigrierte am 31.1.1936. Er lebte wie Walter in Flora. Sein weiteres Schicksal ist uns nicht bekannt. Irma Rosenthal konnte am 11.10.1937 in die USA emigrieren. Über New York ging ihr Weg dann ebenso nach Flora, Kansas. Dort heiratete sie Walter Weinberg.
Für Julius, Helene, Erwin und Elise Ackermann, sowie Johanette, Erich, Martha, Karl C., Walter, Werner und Irma Rosenthal wurden für den 3. November 2017 an der Adresse Große Straße 69 in Ibbenbüren eine Stolpersteinverlegung geplant, die am 9. November 2018 nachgeholt wurde. Für Liesel Rosenthal folgte am 9. November 2024 ein weiterer Stolperstein.
Eine große Familie waren die Rosenthals in Ibbenbüren, in der Poststraße 7. Die Eltern, David Rosenthal, geboren am 12.1.1874 in Ibbenbüren und seine Ehefrau Regine, geborene Epstein. Regine Rosenthal kam am 24.4.1874 in Goch, Niederrhein, zur Welt. 1901 wurde in Gelsenkirchen geheiratet. Die beiden bekamen neun Kinder, nicht ungewöhnlich zu der Zeit.
Mit dem aufkommenden Nationalsozialismus zum Ende der Weimarer Republik wurde die Situation für Bürger jüdischen Glaubens in Deutschland immer bedrohlicher. Nachdem die Nazis Ende Januar 1933 an die Macht gekommen waren, entschlossen sich Regine und David im April 1933, ihre Heimat zu verlassen und nach Holland zu flüchten. In Amsterdam, Verwandte hatten geholfen, fand man in der Jan Steenstraat eine neue Bleibe. Am 9.2.1943 wurden David und Regine zunächst nach Westerbork und dann nach Auschwitz deportiert. Beide wurden dort am 12.2.1943 ermordet.
Paul Rosenthal
wurde am 2.8.1902 in Ibbenbüren geboren, der Älteste von neun Kindern. Paul zog es bereits 1925 nach Olpe ins Sauerland. Paul und seine Schwester Ella hatten das Glück, die richtige Entscheidung zu treffen. Sie verließen 1936 den Kontinent und emigrierten nach Chile. Paul Rosenthal ist am 15.3.1986 in Chile gestorben.
Am 29.12.1903 wurden dem Ehepaar Rosenthal Zwillinge geboren, Herta und Harry Rosenthal. Herta zog im Januar 1928 nach Amsterdam. Wegen der Nähe und der verwandtschaftlichen Beziehungen wurden die Niederlande und Amsterdam zu einem Fluchtpunkt vieler Juden aus unserer Region. So auch Herta, die dort ihren Mann Gerrit Polak kennengelernt hatte.
Am 7. Februar 1929 wurde ihnen der Sohn Eduard geboren. Westerbork, das Internierungslager für Juden, war dann auch für die Polaks die nächste Station. Von dort wurden sie nach Auschwitz deportiert. Alle drei wurden dort am 21.1.1943 ermordet.
Harry Rosenthal
emigrierte am 4.4.1933 nach Amsterdam. Dort konnte er zunächst als Kaufmann arbeiten. Die Einkünfte reichten gerade mal zum Überleben. Ab 1941 lebte er in der Swammerdamstraat gemeinsam mit seiner niederländischen Frau Wilhelmina Voorzanger. Am 24.6.1942 wurden Harry und seine Frau vom Durchgangslager Westerbork nach Auschwitz deportiert. Beide wurden dort ermordet. Harry am 13.8.1942, seine Frau Wilhelmina 6 Wochen später.
Herta Polak war Harrys Zwillingsschwester. 1928 zog sie nach Amsterdam, wo sie Gerrit Polak heiratete. Beide bekamen einen Sohn namens Eduard, genannt Eddie. Über
Henny Rosenthal
wurde am 20.3.1905 in Gelsenkirchen geboren. Sie wuchs in Ibbenbüren auf, zog aber bereits am 16.4.1929 in die Niederlande. Auch sie wurde später nach Westerbork deportiert. Zwischen dem 2. März und dem 20. Juli 1943 verließen 19 Transportzüge Westerbork in Richtung Sobibor. In einem dieser Züge befand sich auch Henny. Bis auf wenige Ausnahmen fanden fast alle den Tod in der Gaskammer. Henny Rosenthal wurde am 16.7.1943 in diesem Vernichtungslager ermordet.
Ella Rosenthal
wurde am 18.8.1909 in Ibbenbüren geboren. Nur sie, Paul und Ernst haben den Holocaust überlebt. Paul und Ella hatten entschieden, den Kontinent zu verlassen und nach Chile zu emigrieren. Ella zog einen Tag nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, am 31.1.1933, zunächst nach Utrecht. 1936 ist sie dann nach Südamerika, Santiago de Chile, gereist. Sie heiratete dort ihren Verlobten Oskar Schattenfeld, der aus Karlsruhe stammte.
Ernst Rosenthal
wurde am 14.3.1907 in Ibbenbüren als fünftes Kind von acht Geschwistern geboren. Er war der einzige aus seiner Familie, der trotz Deportation dem Völkermord entkam. Zwei seiner Geschwister hatten sich durch Flucht nach Chile gerettet. Die Eltern und sechs Geschwister wurden ermordet. Ernst lebte seit 1922 wechselnd in Hamburg und Ibbenbüren. 1932 ging auch er nach Amsterdam, 1933 der Rest der Familie. Ab da lebte niemand mehr aus dieser Familie in Ibbenbüren. Ernst war 1980 zu Besuch in Ibbenbüren und sprach mit Frau Rieping von der IVZ und mit Frau Althoff, die Expertin in Fragen der Ibbenbürener Juden ist. Die Aufzeichnungen über dieses Treffen waren aber sehr unklar. Bei heutigen Nachforschungen, u. a. einem Besuch in Bergen-Belsen, wurde einiges klarer. Die ganze Familie stand dort im Gedenkbuch. Und der Transport am 7.4.1945 mit Ziel Theresienstadt war dort verzeichnet. Wahrscheinlich war jemandem wie Ernst, dessen Leben in letzter Minute gerettet wurde, vieles davon nicht wichtig, oder es wurde einfach verdrängte.
Ernst hatte Marianne Peeper in Amsterdam 1935 geheiratet und hatte mit ihr zwei Kinder: Regina, geb. 1936 in Baarn und Gerrit, geb. 1939 in Amsterdam. 1943 wurde die ganze Familie in Westerbork interniert. Deportiert wurden sie am 16.2.1944 ins Konzentrationslager Bergen-Belsen. Nachdem der Bruder von Marianne an die Nazis 120.000 Gulden gezahlt hatte, kamen sie ins Austauschlager. Hier waren Juden, die mit Devisen gegen deutsche Kriegsgefangene u. a. ausgetauscht wurden; sie wurden erst einmal pfleglicher behandelt. Als die Britische Armee schon fast das Lager erreicht hatte, wurden 6.800 von ihnen in drei Züge verladen, die in Richtung Theresienstadt gingen. Nur ein Zug kam dort an und trug das Fleckfieber ins Lager. Der „verlorene Zug“ wurde in der Nähe von Tröbitz von der sowjetischen Armee gefunden und die Insassen sofort versorgt, v. a. medizinisch. Der Zug, in dem Ernst und Familie waren, blieb in Farsleben bei Magdeburg am 12. April 1945 liegen und wurde am 13.4. von den Amerikanern geöffnet. Im April 2020 sollte an der Bahnstrecke ein Denkmal gesetzt werden. Das verhinderte die Corona-Pandemie. Die Menschen aus dem „gestrandeten Zug“ wurden in die NS-Heeresversuchsanstalt in Hillerleben gebracht. Dort wurde die Kaserne geräumt oder war bereits leer, es gab alles, was durstige, hungrige, verdreckte, kranke und auch sterbende Menschen brauchten. Alle hatten Fleckfieber oder Typhus, viele von ihnen waren schon während der Zugfahrt gestorben und sind neben den Gleisen beerdigt worden. Ernst Rosenthal hat in den Ortsangaben Rätselhaftes und über die Zugfahrt wenig, eigentlich nichts berichtet. Eine andere Überlebende sagte später, es sei ein Blick in die Hölle gewesen. Ab hier setzten die Erinnerungen Ernst Rosenthals wieder ein. Über die Versorgung und den späteren Transport nach Amsterdam hat er berichtet. 1953 wurde er Bürger der Niederlande. Er starb am 18.6.1983.
Grete Hond
wurde am 22.5.1911 in Ibbenbüren geboren. Am 27.3.1928 ist Grete Rosenthal in die Niederlande gezogen. Nach ihrer Heirat zog sie mit ihrem Ehemann Salomon Hond in die Roerstraat in Amsterdam. Am 28.10.1938 bekamen die beiden einen Sohn, Rudi René. Am 7.8.1942 wurden sie zunächst nach Westerbork und von dort nach Auschwitz deportiert. Alle drei wurden noch am Tag ihrer Ankunft am 8.8.1942 ermordet.
Ilse Rosenthal
kam am 21.9.1913 zur Welt. Mit 19 Jahren verließ sie Deutschland und zog, wie Geschwister und Verwandte, nach Amsterdam. Sie arbeitete als Haushälterin, sie lebte allein. Als sie in Westerbork interniert wurde, war sie 29 Jahre alt. Ilse wurde von Westerbork nach Auschwitz deportiert, wo sie am 30.9.1942 ermordet wurde.
Heinz und Selma Rosenthal
Heinrich Rosenthal
geboren am 5.10.1916, emigrierte 1933 im April in die Niederlande nach Amsterdam. Da war er 16 Jahre alt. 1936 verließ Heinz den europäischen Kontinent und ging mit seinem Bruder Paul und seinem Cousin Otto Ewald Rosenthal nach Santiago de Chile. Das Heimweh wurde ihnen zum Schicksal, denn Heinrich und sein Cousin kamen 1937 wieder zurück in die Niederlande. Sie wohnten zunächst in Deventer, später zog Heinrich dann aber wieder zu seinen Eltern nach Amsterdam, wo er als Buchdrucker arbeiten konnte. Am 27.5.1942 wurde Hochzeit gefeiert, Heinrich heiratete die 20-jährige Selma Citroen. Am 15.7.1942 wurde das Ehepaar von Westerbork nach Auschwitz deportiert. In diesem Transport saß auch Ilse, die Schwester von Heinrich. Heinrich und Selma starben am 30.9.1942 in Auschwitz.
Für David, Regine, Paul, Harry, Herta, Henny, Ernst, Ella Julia, Ilse und Heinrich Rosenthal, sowie Grete Hond wurden am 23. Juni 2021 an der Adresse Poststraße 7 in Ibbenbüren Stolpersteine verlegt.
Von dort aus wurde die Familie am 6. März 1940 nach Westerbork deportiert. Das Lager Westerbork weckte bei vielen Inhaftierten eine trügerische Atmosphäre, dass ihr Schicksal sich günstig gefügt habe: Das Lager verfügte über eine Krankenstation und eine Schule für die Kinder. Die Inhaftierten genossen Freiheiten, die sie zuvor mitunter nicht hatten. Dies mag erklären, wie Martha und Erich Rosenthal im Lager dazu kamen, ein weiteres Kind zu bekommen.
Liesel hatte einen älteren Bruder namens Karl, geboren am 8. April 1938. Am 4. September 1944 wurden Erich, Martha, Karl und Liesel mit einem Sammeltransport zunächst nach Theresienstadt deportiert. Am 23. Oktober 1944 wurden die Rosenthals nach Auschwitz verbracht, wo Martha, Karl und Liesel umgehend in einer der letzten Vergasungen am 25. Oktober 1944 ermordet wurden. Erich Rosenthal wurde am 13. Januar 1945 im KZ-Außenlager Golleschau ermordet.
Am 11. Mai 2024 besuchten wir das Kamp Westerbork, im Deutschen zur Zeit des Nationalsozialismus auch Durchgangslager Westerbork genannt. Das Lager wurde nicht nur von den Nazis als Durchgangslager verwendet, deswegen hat es im Niederländischen eine allgemeinere Bezeichnung.
Heutzutage ist das Lager ein ungemein grüner Ort, man findet dort viele Bäume, Rasenflächen und Büsche, die insgesamt einen sehr natürlichen Eindruck hinterlassen. Zu Zeiten des Durchgangslagers sah der Ort aber wüstenähnlich aus, unbegrünt und weitläufig mit Sandflächen bedeckt.
Optisch zentral im Durchgangslager war der Abfahrtzug in den Osten. Er war eine ständige Bedrohung: Wer sich nicht fügte, lief Gefahr umgehend in einen solchen Zug verfrachtet zu werden.
Ein Denkmal im Lager ist das vom ehemaligen Lagerinsassen und Künstler Ralph Prins am 4. Mai 1970 enthüllte Gleis-Kunstwerk: Es zeigt eine Bahnstrecke, ausgehend von einem Pufferblock, die über 97 Schwellen geht, von denen 93 mit den Schienen vernietet sind. Die 93 Schienen stehen für die 93 Deportationszüge, die Westerbokr verließen, die übrigen für vier weitere Deportationszüge außerhalb von Westerbork.
Ein weiteres Denkmal besteht aus 102000 Steinen, stellvertretend für alle umgekommenen Lagerinsassen:
Unter einer Glaskuppel erhalten ist das Haus des Lagerkommandeurs Albert Gemmeker:
Um ein ruhiges Lagerklima zu haben, ließ Gemmeker Schulunterricht und Kinderbetreuung im Lager zu, so dass Lagerinsassen eine positivere Sicht der eigenen Lage gewannen, als es tatsächlich war. Andererseits wurde den Insassen gedroht, dass jeder Ausbuchsversuch sofort in einem Abtransport enden würde.