Alte Münsterstraße

Isaak Winkler

Isaak Wink­ler wur­de am 24. April 1859  in Ibben­bü­ren gebo­ren. Er erlern­te den Beruf des Metz­gers und über­nahm den elter­li­chen Flei­sche­rei­be­trieb in der Müns­ter­stra­ße 2 (jetzt Flei­sche­rei Bör­gel, seit 2019 Holt­kamp). In die Ibben­bü­re­ner Gesell­schaft war Wink­ler voll inte­griert. Er war Mit­glied der frei­wil­li­gen Feu­er­wehr und auch akti­ves Mit­glied der Fast­nacht „Post­stra­ße“. Aus der Kund­schaft und von Mit­ar­bei­te­rin­nen wird er als freund­lich, humor­voll, zuvor­kom­mend und groß­zü­gig beschrie­ben. Regel­mä­ßig unter­stütz­te er bedürf­ti­ge Fami­li­en, und auch das St.-Elisabeth-Krankenhaus erhielt man­che Zuwen­dung aus sei­nem Betrieb.

Mit der Macht­er­grei­fung Adolf Hit­lers im Janu­ar 1933 begann für die jüdi­schen Geschäfts­leu­te eine Zeit der Aus­gren­zung, des Boy­kotts und des Ter­rors. Kun­den wur­den öffent­lich bloß­ge­stellt, wenn sie „beim Juden“ ein­kauf­ten. Die Ein­schüch­te­rung war so dras­tisch, dass Wink­ler sich 1935 ver­an­lasst sah, die Geschäfts­füh­rung an sei­nen Alt­ge­sel­len Cle­mens Bos­se abzu­ge­ben. Nach dem Tod von Wink­ler am 13. Febru­ar 1937 bemüh­te sich sein Vet­ter David Wink­ler um die Rege­lung des Nach­las­ses. Haus und Grund­stück in der Innen­stadt wur­den ver­pach­tet, aber über 40 % der Pacht­sum­me muss­ten an den Staat abge­führt wer­den. Das Grund­stück in der West­vor­stadt mit Wei­de­flä­chen und Stäl­len mit einer Flä­che von 4 ha wur­de an das St.-Elisabeth-Krankenhaus über­schrie­ben. Als groß­zi­ger För­de­rer wur­de Isaak Wink­ler im Kran­ken­haus lie­be­voll gepflegt – in einer Zeit, in der es nicht mehr erwünscht war, dass Juden in deut­schen Kli­ni­ken behan­delt wur­den.

Isaak Wink­ler blieb unver­hei­ra­tet, leb­te aber mit sei­ner Haus­häl­te­rin Hele­ne Wex­se­ler  im Wohn- und Geschäfts­haus in der Müns­ter­stra­ße. Zwei ein­drucks­vol­le Grab­stei­ne auf dem jüdi­schen Fried­hof erin­nern an die bei­den und machen durch die ein­heit­li­che Gestal­tung deut­lich, dass die hier Begra­be­nen zusam­men­ge­hö­ren. Im Geden­ken an Isaak Wink­ler wur­de eine Anlie­ger­stra­ße in der West­vor­stadt Isaak-Wink­ler-Weg benannt, in der Nähe sei­ner frü­he­ren Vieh­wei­de.

Für Isaak Wink­ler wur­de am 23. Juni 2021 an der Adres­se Alte Müns­ter­stra­ße 2 in Ibben­bü­ren ein Stol­per­stein ver­legt.

Helene Wexseler

Bei der drit­ten Stol­per­stein-Ver­le­gung am 23. Juni 2021 wur­de in der Alten Müns­ter­stra­ße 2 vor der Metz­ge­rei Holt­kamp (ehe­mals Bör­gel) ein Stein zum Geden­ken an Isaak Wink­ler in den Geh­weg ein­ge­fügt. Im Falt­blatt zur 3. Ver­le­gung haben wir dar­auf hin­ge­wie­sen, dass even­tu­ell dane­ben ein Stol­per­stein für Hele­ne Wex­se­ler hin­zu­ge­fügt wer­den soll. Das pas­siert nun bei der vier­ten Ver­le­gung am 9. Novem­ber 2024.

Hele­ne Wex­se­ler wur­de am 13. August 1874 in Ankum gebo­ren und ver­brach­te ihre Kind­heit in Ber­sen­brück. In der Bro­schü­re Euer Name lebt – Stol­per­stei­ne in Ber­sen­brück zur Stol­per­stein-Ver­le­gung am 23. Juni 2021 (am Nach­mit­tag nach der Ibben­bü­re­ner Akti­on!) steht über sie: „Toch­ter Lena (Hele­ne) … ver­ließ früh das Eltern­haus, arbei­te­te kurz­zei­tig in Han­no­ver und war mit 22 Jah­ren ab 1896 als Haus­an­ge­stell­te bei ihrer Tan­te Frie­de­ri­ka tätig. Sie ver­starb unver­hei­ra­tet 1934 und wur­de auf dem jüdi­schen Fried­hof in Ibben­bü­ren beer­digt.“ Das genaue Ster­be­da­tum von Hele­ne Wex­se­ler ist der 19. Juli 1934. Für zwei ihrer Geschwis­ter wur­den in Ber­sen­brück Stol­per­stei­ne ver­legt: Adolf (Jahr­gang 1876) und Pau­li­na (Jahr­gang 1879) wur­den 1941 nach Riga depor­tiert und dort am 5. Febru­ar 1942 ermor­det. Ein der­art grau­sa­mes Schick­sal muss­te Hele­ne Wex­se­ler nicht erlei­den. Sie hat jedoch mit­er­lebt, wie die Stim­mung gegen­über ihrem Arbeit­ge­ber Isaak Wink­ler umschlug, als die Natio­nal­so­zia­lis­ten in Ibben­bü­ren das Sagen hat­ten. Im Janu­ar 1933 begann für die jüdi­schen Geschäfts­leu­te eine Zeit der Aus­gren­zung, des Boy­kotts und des Ter­rors, die Hele­ne Wex­se­ler auch sehr deut­lich zu spü­ren bekom­men hat.

Auf ihrem Stol­per­stein steht der­sel­be Text wie bei Isaak Wink­ler: „GEDEMÜTIGT / ENTRECHTET“. Wer die bei­den Grab­stei­ne auf dem jüdi­schen Fried­hof in Ibben­bü­ren besucht, ist beein­druckt von der Grö­ße und von der ein­heit­li­chen Gestal­tung. Da wird deut­lich: die bei­den gehö­ren zusam­men. Die ver­bin­det mehr als bloß ein Arbeits­ver­hält­nis als Metz­ger­meis­ter und Haus­an­ge­stell­te! Und so lie­gen jetzt auch die bei­den Stol­per­stei­ne neben­ein­an­der vor dem Metz­ger­la­den.

Für Hele­ne Wex­se­ler wur­de am 9. Novem­ber 2024 an der Adres­se Alte Müns­ter­stra­ße 2 in Ibben­bü­ren ein Stol­per­stein ver­legt.